Neuseeland - das Land der langen weißen Wolke
Kia ora! Aotearoa – das Land der langen weißen Wolke wie die Maori zu Neuseeland sagen. Das von Deutschland am weitesten entfernte Land. Einmal halb um den Globus herum liegt dieses Land, was bei vielen Auswandererträume weckt, bei Weltreisenden beliebt ist, weil es so einfach ist, hier zu reisen und weil dieses kleine Land auf einer Fläche etwas kleiner als Deutschland so viel zu entdecken bietet. Zwei Inseln im Südpazifik, nein eigentlich sind es sogar drei, weil die kleinere Stewart Island im Süden auch dazugehört.
Für Djoser habe ich in den vergangenen Jahren viele Reisen in Südamerika begleitet und hoffentlich meine Begeisterungsfähigkeit für Reisen an viele Reiseteilnehmer weiter vermitteln können. Zurzeit aber erfülle ich mir selbst einen langen Traum und wohne und arbeite seit einiger Zeit in Neuseeland.
Ich bin mittlerweile etwas über zwei Monate hier auf der Südhalbkugel in der Stadt Taupo und habe mich ganz gut eingewöhnt. Taupo liegt zentral auf der Nordinsel am größten Binnensee Neuseelands. Der Lake Taupo ist mit 620 Quadratkilometern etwas größer als der Bodensee. Die Stadt hat etwa 25.000 Einwohner, im Sommer jedoch deutlich mehr, weil sie viele touristische Attraktionen bietet. Taupo ist eine der Outdoor-Hauptstädte Neuseelands: man kann Bungyjumpen, Jetboot fahren, Mountainbiken, Fallschirmspringen, Bergsteigen und in der Wintersaison gar Ski fahren, denn die Skigebiete an den Hängen des Vulkans Ruapehu sind nicht weit weg.
Von Taupo aus hat man einen prächtigen Blick auf den gleichnamigen See und auf die im Hintergrund liegenden aktiven Vulkane Mount Ruapehu, Mt. Tongariro und Mt. Ngauruhoe im Tongariro Nationalpark. Dort wurde auch ein Teil der Filme von "Herr der Ringe" gedreht. Von meiner Küche aus schaue ich direkt auf den Schicksalsberg. Man lebt also inmitten einer spektakulären Filmkulisse und gleichzeitig einer geothermisch aktiven Region mit Vulkanen und heißen Quellen. Überall gibt es Gebiete mit kochenden, brodelnden Schlammpools und qualmenden Minikratern. Je nach Windrichtung kann es ganz schön nach Schwefel riechen.
Hier ist es mitten im Juli immer noch Winter, nachts fallen die Temperaturen auf Werte um den Gefrierpunkt, tagsüber, sofern die Sonne scheint, erreichen wir 14-17° und man kann dann auch in den Cafés draußen sitzen. Draußen kann man es im Winter also bei entsprechendem Wetter relativ gut aushalten, problematischer ist es oft in den Häusern, weil diese nicht oder schlecht isoliert sind. Oft gibt es nur Einfachverglasung und die Heizungen sind mehr Elektro-Schnellheizer als Zentralheizung. Ab September/Oktober beginnt dann langsam der Frühling. Unabhängig von den Tagestemperaturen, scheinen viele Einheimische jedoch deutlich abgehärteter zu sein als wir es sind. Selbst bei null oder weniger Grad sieht man viele Menschen mit kurzen Hosen durch die Straßen laufen. Vor allem auch die Schüler in kurzen Schuluniformen. Viele laufen auch barfuß - insbesondere im Supermarkt - ein ungewöhnliches Bild.
Obwohl in Neuseeland vieles europäisch anmutet, gibt es doch jede Menge Unterschiede. Die Miete bezahlt man zum Beispiel wöchentlich. Mit dem Auto fährt man auf der linken Straßenseite. Mit dem Motorrad im Übrigen besser auch. Das Tempolimit liegt bei 100km/h auf den Straßen außerorts und Überschreitungen desselben werden empfindlich teuer geahndet. Für Fahrradfahrer besteht eine Helmpflicht. Mittags steht die Sonne hier im Norden, je weiter man also nach Süden fährt, desto kälter wird es. Türschlösser werden in die andere Richtung geöffnet. Für Boote benötigt man keinen Bootsführerschein, man kauft sich einfach ein Boot und fährt los.
Viele haben vor ihrem Haus neben dem Auto ein eigenes Boot stehen. Soweit habe ich es aber noch nicht gebracht.
Wer angeln will, kauft einfach eine Lizenz und kann loslegen, natürlich gibt es ein paar Regeln zu beachten, aber ein Angelschein mit Prüfung ist nicht erforderlich.
Die Neuseeländer (auch als Kiwis bekannt) sind sehr freundlich und zuvorkommend und vor allem hilfsbereit. Fast jeder hier hat europäische Wurzeln, mal ausgenommen die Maori, man findet immer geographische Gemeinsamkeiten über die es sich reden lässt.
Arbeitsmäßig gewöhne ich mich als deutscher Arzt immer noch in das für mich neue Gesundheitssystem ein. Vieles ist ähnlich, vieles jedoch auch neu und anders, manchmal besser, manchmal schlechter. Jeden Tag gibt es noch Neues zu erfahren. Doch die größten anfänglichen Schwierigkeiten sind gemeistert und es macht richtig Spaß hier zu arbeiten. Das Team ist international und kommt aus der ganzen Welt, u.a. Südafrika, Indien, Kolumbien, Belgien, England.
Hier lautet die wichtigste Frage für die Einheimischen, was man nach getaner Arbeit beziehungsweise am Wochenende macht. Daran versuche ich mich auch gerade zu gewöhnen. Lebensqualität wird großgeschrieben. Nach der Arbeit geht's auch oft erst mal in einen Pub. Manche Restaurants haben keine Schanklizenz und nennen sich "BYO", was „bring your own“ bedeutet und so viel heißt, dass man alkoholische Getränke selbst mitbringen darf.
Es gibt aber auch einiges, das man schon nach kurzer Zeit vermisst: Zum Beispiel richtigen Kaffee und deutsches Brot. Zentralheizung und Doppelverglasung lernt man auch zu schätzen, von einer Fußbodenheizung ganz zu schweigen. Mein Schokoladenvorrat, der in unserem Container war, geht blöderweise schon zur Neige. Ich hoffe, dass die Kaffee-Pads wenigstens länger halten. Bier gibt es überall zu kaufen, da scheinen die Neuseeländer den Deutschen in nichts nachzustehen.
So oft es geht, nutze ich die Wochenenden, um das Land und die Leute besser kennen zu lernen. Unter anderem habe ich die Bay of Plenty im Norden besucht, dort gibt es lange, schöne und einsame Strände, spektakulär ist eine Bootsfahrt nach White Island. Das ist eine hochaktive Vulkaninsel ca. 50 km vor der Küste. Hier kann man ganz nahe an den Vulkankrater heran, muss jedoch einen Helm tragen und wird mit einer Atemschutzmaske ausgestattet. Es riecht intensiv nach Schwefel, was bei empfindlichen Menschen schnell die Atemwege reizen kann. Das Boot wird von springenden Delfinen begleitet, denn in der Bucht leben etwa 25.000 der neugierigen Gesellen. Im Sommer kann man auch mit ihnen schwimmen gehen. In der Bay of Plenty Region kann man eine der größten Kiwiplantagen Neuseelands besichtigen und lernt jede Menge über diese Frucht, die eigentlich eine chinesische Stachelbeere ist.
All das gibt natürlich nur einen kleinen Einblick in das Land hier, es gibt noch so viel zu entdecken, obschon ich schon mehrere Male hier war. Wer weiß, vielleicht begegnet man sich mal auf einer Reise und wir entdecken gemeinsam Neues? Den Abel Tasman Track, die Milford Sounds, das Nordland am Cape Reinga?
Christian Haug
Möchten Sie auch das sympathische Land am anderen Ende der Welt entdecken? Dann finden Sie weitere Informationen zu unserer Neuseeland Reise hier!