Very British!
Sie haben die Folklore-Posse im Ankunftsbereich des internationalen Wald-und-Wiesen-Flughafens von Vicfalls überstanden und entweder betreten zur Seite geschaut oder aber dem Dutzend, in falschen Leopardenfellen tanzenden Männern ein paar Dollar in den Hut gesteckt.
Nun befinden Sie sich auf der gut ausgebauten Straße, die in das 20 km entfernte Victoria Falls führt und haben, je nachdem von wo Sie gerade angereist sind, vielleicht das erste mal das Gefühl, in Afrika angekommen zu sein. Wie es der Name verrät, dreht sich in Victoria Falls alles um die seit 1998 zum Weltkulturerbe der Menschheit gehörenden Wasserfälle. Dementsprechend gibt es in Victoria Falls viele Hotels...
...aber es gibt nur ein Victoria Falls Hotel : 1904 im edwardianischen Kolonialstil in strahlendem, blütenreinen weiß erbaut und in Hör- und Sichtweite der Fälle gelegen, bedeutet ein Besuch des Hotels nichts anderes als in eine Zeitmaschine einzuchecken und teil einer illustren Gästeliste zu werden, die das halbe britische Königshaus beinhaltet. Da das Victoria Falls Hotel aufgrund seiner privilegierten Lage auch immer wieder Tagungsort für Konferenzen und Gipfeltreffen war, stieg dort auch die Creme de la Creme der afrikanischen Politik ab. Warum auch nicht?
Wer je seinen Cocktail in Rattansesseln sitzend in der Abenddämmerung auf der Terrasse des Hotels eingenommen hat, den Blick dabei über den englischen Rasen, oder was dem unter Afrikas Sonne eben nahe kommt, bis zur alten Eisenbahnbrücke ins benachbarte Sambia schweifen lässt, der muss nicht wie ich anglophil sein, um den besonderen Zauber dieses Ortes zu spüren. Auch wenn Rhodesien seit 1980 Zimbabwe heißt und die Vertreibung der weißen Farmer unter der Federführung des vermeintlich unsterblichen Präsidenten Robert Mugabe dem Land mehr Elend als eine Lösung seiner Probleme gebracht hat, im Victoria Falls Hotel hält man liebevoll an alten Traditionen fest und das untergegangene British Empire ist allgegenwärtig: zwischen 15 und 17 Uhr wird auf der Terrasse der High Tea serviert, standesgemäß auf dreistöckigen Tabletts. Zu Scones, Gurkensandwiches und anderen
süßen Teilchen bestellt man am besten einen Earl Grey Tee. Tropenhelme, Jagdtrophäen und rostige Flinten in Stanley's Bar künden von einer Zeit, als das Reisen wirklich noch ein Abenteuer war. Und auch wenn am Flaggenmast nun die Fahne Zimbabwes weht, auf dem Sockel des Mastes gibt eine Plakette noch immer die Entfernung zum Kap und bis Kairo an. Mag sich die Welt auch in atemberaubenden Tempo verändern und neu erfinden, hier im westlichsten Zipfel Zimbabwes gibt es einen Ort, der jenseits unserer Zeitrechnung existiert. Und mit einem Glas Gin Tonic in der Hand einen wunderschönen Regenbogen bewundernd, der wie eine Projektion aus einem Abgrund aus Nebel, Wasserdampf und Gischt emporsteigt, stellt man sich die nicht ganz abwegige Frage, ob die Wasserfälle nicht vor allem dafür erfunden worden sind, die Kulisse des Victoria Falls Hotels perfekt zu machen. Noch eine gute Nachricht: Sie müssen kein Zimmer buchen, um hier Ihr Dinner, Ihren Tee oder Ihren Drink genießen zu können, alle Gäste sind herzlich willkommen. Also: Ihr Sundowner wartet, cheers!
Jens Grosse-Weischede
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